Pipeloops Silbermann organ of Gro??hartmannsdorf Hauptwerk (20.12.2014)

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Pipeloops Silbermann organ of Grohartmannsdorf Hauptwerk | 810 MB

Unter den noch vorhandenen 30 Orgeln Gottfried Silbermanns hat die in der Dorfkirche von Grohartmannsdorf im schsischen Kreis Brand-Erbisdorf einen hohen Stellenwert: Zum Einen ist sie in einem auergewhnlich guten Erhaltungszustand und zum Anderen hat der Orgelbaumeister dafr konkrete Registrieranweisungen hinterlassen. Selten drfte es zudem eine derartige Harmonie zwischen den technischen Details der Disposition (Mensuren, sonstige Parameter) und tatschlich realisierbaren Klangvorstellungen geben.


Das Instrument liegt jetzt als Sample-Satz von Pipeloops vor; es ist als DVD erhltlich oder kann in Gnze (2,4 GByte) heruntergeladen werden. Dr. Suikat bietet zudem eine voll spielbare, kostenlose Testversion an, die den Ton periodisch kurzzeitig unterbricht. Ldt man die kostenpflichtige Definitionsdatei (ODF) mit der Freischaltung, so wird daraus eine funktionsfhige Hauptwerk-Orgel - ein zur Nachahmung empfohlener Weg fr diejenigen, die vor einer Kaufentscheidung stehen.
Die Grohartmannsdorfer Orgel gehrt zu den kleineren Werken des Meisters, von denen noch eine ganze Reihe vorhanden sind. Der Vertrag dafr kommt 1738 zustande; 1741 wird das Gehuse gefasst. Im gleichen Jahr holt man Silbermann mit nicht weniger als 12 vierspnnigen Wagen, beladen mit dem gesamten Baumaterial, aus Freiberg ab. Im Prospekt des zweimanualigen Instruments sieht man die Pfeifen des Principal 8' und Octava 4' - beide aus feinstem englischen Zinn, wie auch dieses Material fr fast alle anderen Pfeifenkrper diente. Die oberen Zwischenfelder sind blind; der Kasten ist oben geschlossen - eine Manahme, die wesentlich zum Klangcharakter beitragen drfte. Natrlich hat der Zinnglanz inzwischen etwas Patina angesetzt.
Die Kunstfertigkeit von Materialbehandlung und Mensurierung zeigt sich auerdem bei der Rohrflte 8' im HW und dem Gedackt 8' im Oberwerk; beide sind aus Weichholz, abgelst ab c# durch Metall.

In den nachfolgenden mehr als 250 Jahren ersetzte man Blge und andere mechanische Teile; es erfolgten Reinigungen, Imprgnierung, Stimmung, Freilegung der originalen Gehusefassung und 1990 schlielich eine Grundberholung durch die Firma Hermann Eule. Da die vorhandenen Fotounterlagen unschne Farbverflschungen aufweisen, wird die Farbgebung im Bildtext beschrieben.
Fr den auergewhnlichen Klangcharakter gibt es eine ganze Reihe von Zeugnissen, nicht zuletzt auch eine von den Bautznern herausgegebene CD. Im Begleittext dazu wird der damalige Pirnaer Kirchenmusikdirektor Gerhard Paulik in seinem Gutachten aus dem Jahr 1952 zitiert: "...mchte ich der Grohartmannsdorfer Silbermannorgel den Vorzug grter Originalitt und Unberhrtheit zusprechen...Die Schnheit und Unitt des Prinzipalchores berraschen durch ihre Ursprnglichkeit hier mehr als bei anderen Werken des Meisters...Beim Spiel des Pleno umflutet den Hrer ein Schallkraft ohnegleichen, ein wahrhaft argentiner (silbergeprgter) Klang, scharf und rein, jedoch nie das Ohr beleidigend....Eine feierliche Gravitt verleiht die Posaune 16' dem Pedal..."
Die Disposition ist im Handbuch zum Sample-Satz enthalten; man kann es unter [Only registered and activated users can see links. ] herunterladen. Fr diese Orgel und die in Fraureuth - beide sind in zeitlicher Nachbarschaft entstanden - hat Silbermann Registrieranweisungen ausgearbeitet; sie demonstrieren auf einmalige Art, wie sich der Orgelbauer die klanglich optimale Nutzung der Instrumente dachte. So wird hier bekundet, dass fr ein 'reines volles Spiel' wirklich alle Register zu ziehen sind. Damit muss jede Stimme auch plenumfhig sein.
Solistischer ausgerichtet sind Kombinationen wie 'Flthen-Zug' aus Rohrflte 8', Spitzflte 4' im HW und Gedackt 8' mit Rohrflte 4' im OW. Dann gibt es auch den 'Scharffen reinen Zug' mit Angaben zu den Registern in allen Werken einschlielich Pedal und Koppeln. Das 'Stahl Spiel' verdankt seinen Namen der 'Hrte' des Klanges; hier wirken Rohrflte 8' und Spitzflte 4' im HW zusammen, whrend im Oberwerk neben dem Gedackt 8' ausschlielich smtliche Aliquoten mit Sifflte 1' vorhanden sind. Wer sich fr diesen Aspekt des Silbermannschen Schaffens interessiert, sei auf das Buch von Frank-Harald Gre "Die Klanggestalt der Orgeln Gottfried Silbermanns" hingewiesen, erschienen bei Bochinsky, ISBN 3923639783.
Wie von Meister Gottfried bekannt, legte er groen Wert auf Gravitt - ein Faible, das unseren subwoofer-gewhnten Ohren nicht mehr ganz fremd ist. Zur Ergnzung des hlzernen Prizipalbass 8' dient der gedeckte, ebenfalls aus Weichholz ****ehende Subbass 16', dann aber auch das einzige Zungenregister als Posaunenba 16'. Metall ist hier nur bei Zungen und Kehlen zu finden; Stiefel und Kpfe der Pfeifen sind aus Ahorn und der Krper aus Weichholz. Es ist kaum anzunehmen, dass er als effektvolle tieffrequente Solostimme gedacht war, denn Silbermann hat hierzu keine Registrieranweisung hinterlegt und auerdem gehrte dann ein das Gleichgewicht haltender Vertreter des Zungenchors in mindestens einem der beiden Werke dazu.
Das Original ist auf a1=462 Hz gestimmt; die heutige Temperatur ist gleichschwebend. Die Sample-Aufzeichnung erfolgte mit 16 Bit/44,1 kHz unter Einbeziehung der rumlichen Umgebung, wobei die Lngen 30 s bei den Manualen und 60 s beim Pedal betrugen. Reiner Suikat setzte die von ihm entwickelte Loop-Software fr das Setzen der Looppunkte (bis zu 9) und als Hilfe bei den Release-Markern ein. Da es zur Zeit der Sample-Aufnahme die Release Layer-Technik noch nicht gab, wurden diese fr portato und staccato nachtrglich durch ergnzenden, per Faltung gewonnen Nachhall erstellt. Natrlich lassen diese sich bei puristischem Ansatz in Hauptwerk abschalten.

Der virtuelle Spieltisch, von dem es nur ein Fenster gibt, gefllt durch seine bersichtliche Gestaltung, die selbst fr einen 15'-Schirm noch keinen Wunsch offen lassen sollte. Wie man die grafische Umsetzung der Manubrien darstellt und wie weit sie sich dem Orginal annhert, drfte gegenber dem Gesichtspunkt sicheren Zugriffs und guter Lesbarkeit letzlich sekundr sein. Auerdem scheinen die realen Manubrien noch andeutungsweise durch. Immerhin hat man die Registerbeschriftung in etwa dem Vorbild angepasst (Ob dort Unterschiede bei Fraktur von Rund-s und Schluss-s vorkommen, ist auf keinem Foto zu ersehen). Sinnvollerweise entfllt der Kalkantenruf des Originalspieltisches.
Es bleibt auch noch Raum fr gut dimensionierte Knpfe der acht freien Kombinationen (zuzgl. Set und Cancel - als englische Begriffe ein Zugestndnis an die hoffentlich internationale Kuferschaft). Hinter den Textzeilen der untersten Reihe verbergen sich unsichtbare Schaltfelder: Mit 'Pitch' kann die Stimmung von 462 Hz auf 440 Hz ohne Laden einer Temperaturdatei oder Hilfe der HW-eigenen Stimmfunktion umgestellt werden. 'Compass' schafft das leidige Problem des begrenzten Tonumfangs ganz undogmatisch aus der Welt, indem nun g''' bei Manualen und f' im Pedal zugnglich sind.
Dass nun bei den Manualen eine (kleine) Repetition entsteht, fllt kaum auf. Beim Vorbild wirkt der Tremulant auf die gesamte Orgel; er lsst sich so umschalten, dass er nur das Oberwerk beeinflusst. Mit 'Wind' kann man das Windmodel von ideal stabil auf schwankend umstellen - ein Vorzug, der nur in Auer-USA-Lndern zugnglich ist. Der RAM-Bedarf ist - hauptschlich von der migen Nachhallzeit von 1,5 - 2 s beeinflusst - ausgesprochen zivil. Ohne jegliche Limitierungen betrgt er 2,7 GByte und lsst sich auf etwa 1,1 GByte ohne untragbare Kompromisse heruntersetzen.
Die hier als Ausschnitt abgebildete Registrieranweisung wurde der Broschre zur erwhnten CD aus dem Hause Eule entnommen. Sie stammt nicht aus der Hand Gottfried Silbermanns, sondern entstand als Kopie erst 1780 anlsslich einer Reparatur durch einen anderen Orgelbauer. Fr denjenigen, der eine echte Silbermann-Orgel in Hauptwerk spielen mchte, stellen die Anweisungen ein seltenes, mit dem eigenen Ohr nachvollziehbares Tutoral aus der Barockzeit dar. Es lsst das Zusammengehen von zu dieser Zeit gespielter Literatur, dafr blichen Registrierungen (von denen es aus der Hand J. S. Bachs bekanntermaen nur wenige gibt) und der originalen Klangstalt auf uerst lebendige Weise erkennen.
Nach allem Vorausgeschickten kann man schon eine eindrucksvolle Klangsstruktur erwarten und wird tatschlich nicht enttuscht. Die bertragung nach Hauptwerk (die immer die Gefahr mancher unwgbarer Abflschung mit sich trgt) prsentiert ein charaktervolles Instrument mit ausgesprochen klaren Linien, auf dem sich die Literatur seiner Bauperiode (selbstverstndlich davor und erstaunlich Vieles danach) mit Genuss spielen lsst. Mit Rcksicht auf den Stellenwert des Silbermannschen Originals in der Orgellandschaft Deutschlands schlieen die Lizenz****immungen eine Nutzung des Sample-Satzes fr ffentliche Auffhrungen und Aufnahmen aus.
Hrt man sich die vorhandenen Klangbeispiele an so fllt auf, dass bei manchen Harmonische und Aliquoten etwas zu krftig in die Verschmelzung eingehen. Hier ist, ebenso wie brigens auch beim Posaunenbass, eine vorsichtige Zurcknahme angebracht. Clips finden sich auer auf den Suikatschen Seiten bei [Only registered and activated users can see links. ] (mit Beispielen bis zu Guilmant und Widor).


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